Deutsche Meisterschaften Jugend 15 in Bad Friedrichshall
Zwei mal Silber für das Team ARGE LS Baden-Württemberg
Zwei Doppel mit BaWü-Beteilung standen im Finale der Deutschen Meisterschaften der Jugend 15 in Bad Friedrichshall: Anna Gaiser (TV Öschelbronn)/Bao Chau Elisa Nguyen (TTV Ettlingen) holten am Ende ebenso Silber wie Tien Nghia Phong (TTC 1946 Weinheim) an der Seite von Luke Jalaß (Schleswig-Holstein). Herzlichen Glückwunsch!
Sportliche Höchstleistungen vor voller Tribüne
Die Deutschen Jugend 15-Meisterschaften in Bad Friedrichshall werden den jeweiligen Titelträgern wahrlich lange in guter Erinnerung bleiben. Aber nicht nur bei den jungen Talenten, auch bei den Offiziellen hinterließen die zwei DM-Tage einen bleibenden Eindruck. Die Lobeshymnen rissen nicht ab für den gastgebenden Bad Friedrichshaller SV, der das Mammutturnier in der Kocherwaldhalle mit viel Akribie und Leidenschaft durchführte. Aus sportlicher Sicht stach der Dreifachtriumph des Kölners Noah Hersel ins Auge, Titelträgerin im Einzel bei den Mädchen wurde durchaus überraschend Theresa Faltermaier aus Bayern. Das Trainerteam der ARGE LS Tischtennis Baden-Württemberg freute sich über zwei Silbermedaillen in den Doppelkonkurrenzen.
Stimmungstechnisch gehörte das Doppel-Endspiel bei den Jungs sicherlich zu einem der ganz besonderen Momente bei den Meisterschaften. Mit seinen gerade einmal zwölf Jahren spielte sich Tien Nghia Phong vom TTC 1946 Weinheim mit seinem Partner Luke Jalaß (Schleswig-Holstein) in die Herzen des Publikums – und ins Endspiel. Wo die beiden krassen Außenseiter dem topgesetzten Duo Matej Haspel/Noah Hersel (Bayern/Westdeutschland) einen großen Kampf lieferten. Mit 11:6 und 11:7 gingen die ersten beiden Sätze an „Tini“ Phong und Luka Jalaß. Und plötzlich manifestierte sich in den Köpfen der beiden der Gedanke, dass die große Sensation tatsächlich machbar wäre. Mit zunehmender Dauer wuchs der Respekt – und es schlichen sich etwas mehr Fehler ein. Am Ende jubelten nach fünf Sätzen doch die Favoriten. „Tini und Luke darf man aber getrost als Meister der Herzen bezeichnen“, meinte TTBW-Landestrainerin und Delegationsleiterin Martina Schubien.
Für die zweite, umjubelte Medaille des baden-württembergischen Teams sorgten Elisa Bao Chau Nguyen und Anna Gaiser (TTV Ettlingen/TV Öschelbronn), die im Endspiel gegen die topgesetzte hessische Formation Josephina Neumann/Lorena Morsch beim 10:12, 5:11 und 4:11 jedoch über weite Strecken chancenlos waren. Im Halbfinale ließen die beiden ARGE-Vertreterinnen mit einem Viersatzerfolg über das an Position zwei gesetzte Doppel Theresa Faltermaier/Koharu Itagaki aus Bayern aufhorchen.
Auch wenn weitere Medaillengewinne bei den baden-württembergischen Lokalmatadoren ausblieben, blickte man allenthalben in zufriedene Gesichter. „Alle unsere Talente haben ihre Setzungen erfüllt“, zog Martina Schubien ein durchaus positives Resumee. Und sie ergänzte, dass sich ein Großteil der U 15-Jugend der ARGE LS TTBW momentan in einer „Anlaufphase“ befindet. „Bis auf je zwei Mädchen und Jungs bleiben unsere Kids der Altersklasse erhalten, da ist reichlich Potenzial vorhanden“, so Schubien, „in Bad Friedrichshall konnten viele aus dem Kader wichtige Erfahrung sammeln.“
Bis ins Einzel-Viertelfinale schaffte es Elisa Bao Chau Nguyen, die sich erst nach großem Kampf Lorena Morsch in fünf Sätzen geschlagen geben musste und zum wiederholten Mal unter Beweis stellte, dass der Abstand zu den besten deutschen U 15-Mädchen immer geringer wird. Ebenfalls unter die besten Acht kam das Doppel Fatme El Haj Ibrahim/Leonie Müller (VfL Herrenberg/VfL Sindelfingen), das dann gegen Josephina Neumann/Lorena Morsch nicht ganz unerwartet passen musste. Vor allem Nervenstärke bewies das gemischte Doppel mit Elisa Bao Chau Nguyen und dem Öschelbronner Jonathan Gaiser, die in den ersten beiden KO-Runden jeweils 0:2-Satzrückstände wettmachten und dann im Viertelfinale Faustyna Stefanska/Mathis Albers (Niedersachsen) gratulieren mussten.
Bei den Mädchen schafften neben Elisa Bao Chau Nguyen auch Anna Gaiser und Fatme El Haj Ibrahim den Sprung aus der Vorrundengruppe. Leonie Müller spielte in der Gruppe gegen die an Nummer zwei gesetzte Koharu Itagaki (Bayern) groß auf, hatte sogar drei Satzbälle zur 2:1-Satzführung, aber am Ende triumphierte doch die Favoritin. Für Mahmoud El Haj Ibrahim und Jonathan Gaiser war in der zweiten KO-Runde Endstation, ebenfalls aus der Gruppe schafften es DM-Debütant Hannes Neukirchner (VSV Büchig) und Tien Nghia Phong.
Für einen reibungslosen Ablauf des Turniers sorgte neben dem 35-köpfigen Schiedsrichterteam um Oberschiedsrichter Jürgen Schödel und Einsatzleiter Martin Reinauer die Turnierleitung mit Frank Beez, Wolfgang Dickmann und Torsten Merz, die sich auch von anfänglichen Herausforderungen mit dem Netzwerk nicht aus der Ruhe bringen ließ. In Teamarbeit wurde (mit leichter Verspätung) dafür gesorgt, dass das Turnierprogramm MKTT auch für die Daheimgebliebenen am PC sichtbar wurde. Zudem reagierte der gastgebende Bad Friedrichshaller SV schnell auf unvorhergesehene Ereignisse: Als eine Jalousie auf dem gläsernen Hallendach den Geist aufgegeben hatte und die (in diesem Fall ungeliebten) Sonnenstrahlen auf die Tische schienen, wurde kurzerhand von drei wagemutigen Mitgliedern die Glasfläche auf dem Dach mit Folie abgedeckt.
Als „Mädchen für alles“ hatte Tischtennis-Abteilungsleiter Jochen Stierle während des Turniers einiges zu tun, etwaige „Problemchen“ wurden allesamt mühelos gemeistert. „Hut ab! Was der Verein hier geleistet hat, ist allererste Sahne“, sagte Jochen Häcker. Mit seiner Meinung stand der Vizepräsident Jugend der ARGE LS TTBW nicht alleine da, auch seitens der DTTB-Verantwortlichen um Jugendsekretärin Carina Beck blieben die lobenden Worte nicht aus. „Wir kommen gerne wieder“, hieß es von offizieller Seite.
An beiden Turniertagen hatten es die Zuschauer zuweilen schwer, an geeigneter Stelle einen Blick auf das sportliche Geschehen zu erhaschen. Tribünenplätze waren rar gesät, in bis zu drei Reihen wurde dahinter gestanden. Groß war der Applaus nicht nur bei den sportlichen Leistungen, bei der Eröffnung am Samstagmorgen begeisterte die Heilbronner Tanzgruppe TSL Saphir unter Leitung von Inga Krämer mit flotten Rhythmen. Eine einzigartige Version der Nationalhymne wurde von Julian Pförtner mit Gitarre dargeboten. Der Bad Wimpfener wurde im vergangenen Jahr im „Team Peter Maffay“ Zweiter bei der Castingshow „The Voice of Germany“. „Der zweite Platz dürfte wohl verdient gewesen sein“, meinte Jürgen Häcker nach der beeindruckenden Darbietung des 23-jährigen.
Für die passende Außenwirkung sorgte in Bad Friedrichshall unter anderem der Livestream vom DTTB „spin.tv“, bei dem Alexandra und Annett Kaufmann sowie Tobias Hippler als Co-Kommentatoren zur Verfügung standen. Tobias Nagel (SSV Reutlingen) sorgte im Auftrag von TTBW für entsprechende Veröffentlichungen in den Sozialen Medien.
Unter dem Motto „Glückauf“ standen diese prestigeträchtigen Meisterschaften in der Drei-Flüsse-Salzstadt. Der Bad Friedrichshaller SV ist mit über dreitausend Mitgliedern und elf Abteilungen der größte Verein der Stadt, die durch den Salzbergbau Berühmtheit erlangte. Zum 75-jährigen Jubiläum wagte sich die Tischtennisabteilung mit ihren derzeit einhundert Mitgliedern an die Organisation dieses großen Events. „Der Ansporn vor der DM war sicherlich ein anderer als vor der Durchführung einer Bezirksmeisterschaft“, sagte Jochen Stierle, der vor einem Jahr zum Abteilungsleiter gewählt wurde. „Ich sagte bei meiner Wahl, dass sich die Mitglieder auf Veränderungen einzustellen haben“, so Stierle. Kurze Zeit später bewarb er sich für die DM-Durchführung. Eine Entscheidung, die niemand im Verein bereute. „Wie ich von mancher Seite gehört habe, haben wir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen“, sagte Jochen Stierle am Tag nach der Veranstaltung. Die Organisation eines solchen „Mega-Events“ wolle man im Verein nicht zur Gewohnheit werden lassen. „Es soll weiterhin etwas Besonderes bleiben, so etwas auf die Beine zu stellen. Aber es wird definitiv nicht unsere letzte Veranstaltung dieser Größenordnung gewesen sein.“
Bericht: Thomas Holzapfel
Fotos: Volker Arnold